Dass die Inhaltsstoffe des Bieres mitunter ein bizarres Eigenleben führen hat wohl jeder schon zu spüren bekommen.

Die Seele des Bieres


Mit des Windes leichter Schwere,
meilenweit der schnellen Welt,
schwebt ein Korn in seiner Ähre
irgendwo auf einem Feld.

Seelenruhig lässt es sich tragen,
vor, zurück, tagaus, tagein,
gleich den Brüdern, ohne Klagen.
Plötzlich haut der Drescher rein,

reißt mit Macht das kleine Korn
aus der seelenruhe Reich,
doch schwebt es weiter ohne Zorn,
ganz unberührt, den Brüdern gleich.

Lässt sich wärmen, lässt sich wenden,
schwingt fröhlich durch das Malzbukett
und auch zerhackt durch Mühles Lenden
des Kornes Seel im Maischesee

heiter tanzt im Schwung der Wellen,
in der Würze Fieberglut
und mit kleinen Hefezellen
in des Alkoholes Sud

schwingt des Kornes reiner Geist
fröhlich durch des Filters Maschen,
pendelt nun, sehr weit gereist,
gut gelaunt in lichte Flaschen.

Nun als goldig gelber Lebenssaft
wohlig meine Kehle rinnt
schwingt des Kornes Seelenkraft
heiter mit mir gleichgesinnt.